Wie geht es Dir bei dem Gedanken an deinen Job? Was verbindest Du damit? Freude, Energie, Herausforderung, Entwicklung oder eher Frust, Langeweile und Enttäuschung?
Kommt die Frage hoch, ob das beruflich tatsächlich schon alles gewesen sein soll?
Die Gründe für diese Frage, die tief schlummert, sich aber dennoch beharrlich meldet, können vielseitig sein. Vielleicht hat der Job anfangs einmal Freude bereitet… vielleicht bot er einmal die Möglichkeiten, sich auszuprobieren und sich zu entwickeln. Doch mittlerweile spürst Du die gläserne Decke mehr als deutlich, und die Herausforderungen lassen sich an einer Hand abzählen. Oder aber deine Arbeit hat Dir – wenn Du es Dir ehrlich eingestehst – nie wirklich Spaß gemacht. Du hast sie damals begonnen, weil es sich „eben so ergeben hat“, man in der Familie halt Lehrer wird oder es aus den gegebenen Umständen damals vernünftig war.
Aber nun bist Du an einem Punkt angelangt, an dem Du Dich fragst, ob es nicht auch eine Alternative für Dich gibt: eine berufliche Perspektive, die auf deinen Talenten aufbaut, die Du gerne machst, die vielleicht auch deinen Werten mehr entspricht und eine Antwort auf deine innere Sinnfrage bereithält.
Ja, warum nicht? Nun ja, weil es zuerst einmal mühsam ist. Weil der „Traumjob“ - sofern es ihn gibt - nicht auf der Straße rumlungert.
Häufig erlebe ich, dass sofort Fragen wie: „Bin ich nicht zu alt dafür?“, „Kann ich damit überhaupt meinen Lebensunterhalt sichern?“, „Ist das realistisch?“, auftauchen und dem Träumer den Boden unter den Füßen wegziehen und ihm die Legitimation absprechen. Wir sollen auch nicht blind daher träumen, denn dann kann es tatsächlich sein, dass wir Ideen nachjagen, die nicht, noch nicht oder für uns nie sinnvoll sind. Dennoch ist Träumen der erste wichtige Schritt in dem Prozess der Suche nach einer erfüllenden beruflichen Alternative. Er ist nötig, um weit zu denken, um zahlreiche Optionen und Ideen zu entwickeln, um sich zu erlauben, auch Verrücktes in Erwägung zu ziehen. Hier ist grenzenlose Kreativität gefragt. Der Realist
darf später vorbeischauen. Aber zu so einem frühen Zeitpunkt, wenn Ideen wie kleine Pflanzen beginnen zu wachsen, kann man keinen Kritiker gebrauchen, der zu allem sofort „nein“ sagt.
Wenn die erste Hürde genommen ist, man sich eingestanden hat, dass die aktuelle Unzufriedenheit mit dem Job mehr als eine temporäre Motivationsschwankung ist und man sich selbst die Erlaubnis erteilt hat zu träumen, kann es an den nächsten Schritt gehen.
Sich tatsächlich die Frage nach dem: „Was will ich denn eigentlich stattdessen?“ stellen. Dazu können folgende Aspekte eine gute Hilfestellung liefern:
Wichtig wäre mir hier, bevor man sich auf den Weg macht, zu klären, ob es sich um eine „hin zu“- oder eine „weg von“-Motivation handelt. Wenn es Dir nämlich hauptsächlich darum geht, der aktuellen Situation zu entkommen, hat das einen deutlichen Einfluss auf die Bewertung des neuen Ziels. Da wahrscheinlich „alles besser ist, als das, was Du aktuell machst“. Dies bringt nicht selten das Problem mit sich, dass einmal aus der aktuellen Situation geflüchtet, sich der neue Job auch nicht als zufriedenstellender erweist. Eine „weg-von“-Motivation schränkt das Denken ein, ist auf ein schnelles Agieren ausgerichtet und ist damit nicht die beste Ausgangsbasis für eine fundierte berufliche Neuorientierung. Deshalb sollte man sich im Klaren über die eigene Motivation sein, um diese Aspekte in den Überlegungsprozess einzubeziehen und tatsächlich zu überprüfen, ob das neue Ziel für mich auch eine spürbare „hin zu“-Motivation auslöst.
Ziel gefunden, aber wie komm ich nun da hin? Gute Frage! Denn der Weg der beruflichen Neuorientierung kann lang und komplex sein und ist zudem auch mal gerne von Schlaglöchern, Einbahnstraßen und Staus geprägt. Deshalb macht ein schlichtes: „ich habe mal darüber nachgedacht…“ oder „ich träume von...“ an dieser Stelle keinen Sinn mehr. Berufliche Neuorientierung entwickelt sich nicht mal eben im Kopf.
„Der Realist bitte – der Realist bitte an Kasse 3…!“
In der Tat ist der Realist hier sehr willkommen – nicht um das Ziel an sich zu kritisieren, aber um die nötigen Schritte auf dem Weg dahin, gerne auch im Sinne eines Projektplanes mit Meilensteinen und Aufgaben, zu planen. Der Realist ist ein guter Partner, um zu verdeutlichen, welche Aktivitäten unternommen werden müssen, welche neuen Fähigkeiten vielleicht auch noch zu erlernen sind und um das Ganze in ein zeitliches Konzept zu gießen.
Das Konzept und den Weg einmal tatsächlich vor sich liegend, ist es uns möglich die Kosten – und hier spreche ich nicht nur von finanziellen Aspekten – auszuloten. Wir können hier antizipieren, welche Steine uns auf dem Weg begegnen und welche Freude das Erreichen des Ziels tatsächlich verschafft. Dieser Prozess ist sowohl ein analytischer als auch ein emotionaler. Es geht darum, die Kosten klar abzuschätzen, aber auch zu spüren, was motiviert. Denn alles hat am Ende seinen Preis und die Frage stellt sich, ob das Ziel für uns persönlich wertvoll genug ist, um diesen Preis in Form von Energie, Arbeitskraft, Durchhaltevermögen, Lernen, Geld und Risiko zu zahlen. Denn nichts ist schlussendlich enttäuschender als:
To be filled in by yourself….
Eintragen und Impulse erhalten.