Teil 1
Es wäre eine gute Idee – sagt der Optimist.
Es ist das einzig Wahre – schreit der Idealist.
Es würde die Arbeitsbeziehungen verbessern – pflichtet der Teamgeist bei.
Es wäre ganz schön gefährlich – kommt aus der Ecke der Angst.
Es wäre schlichtweg unklug – so der Stratege.
Der Markt um die Suche nach der inneren Balance, nach dem wahren Ich, nach der eigenen Identität boomt. Nicht nur im privaten Bereich bieten zahlreiche Yogastudios, Meditationszentren, Lebensberater und viele andere mehr an, Ihnen bei der Suche danach zu helfen.
Auch im beruflichen Kontext, geht die Bewegung in Richtung des authentischen Handelns, um an Überzeugungskraft zu gewinnen und damit gesünder, glücklicher und am Ende vor allem langfristig erfolgreicher zu sein.
Bevor wir allerdings darauf schauen, warum wir den Wunsch danach hegen und wie dies gelingen kann, würde ich gerne einen Schritt vorher beginnen und bei dem Begriff der Authentizität ansetzen.
#what is it?
Der Begriff Authentizität hat seine Wurzeln in der griechischen Sprache und bedeutet „echt“ oder „selbst sein“.
Als Definition für authentisch findet man Folgendes:
und
Das klingt erst einmal sehr schön und auch an sich logisch.
Aber schauen wir doch noch ein wenig tiefer rein.
Dann lässt sich das Authentisch-Sein in drei Aspekten darstellen:
Auch diese Aspekte finden sich zunächst einmal im Einklang mit dem Alltagsverständnis von Authentizität.
Allerdings mag schon bei dem einen oder der anderen die Frage nach dem: „Ist das denn umsetzbar?“, aufblitzen.
Nach Jean Paul Sartre ist es das leider nicht. Laut ihm kann „die unaufrichtige Seinsweise sogar für eine große Zahl von Personen der normale Aspekt des Lebens sein“. In der Unaufrichtigkeit sieht er eine Form des Sich-Selbst-Belügens, in der die Person ein zwar nicht zutreffendes, aber vorteilhafteres Bild von sich selbst entwirft. Daraus abgeleitet stellt sich die Frage, wem bei unauthentischen Selbstdarstellungstendenzen eigentlich etwas vorgemacht werden soll:
Ich mir selber, oder ich den Anderen?
Ich denke, diese nüchterne Beschreibung von Sartre ist für uns nicht wirklich etwas Überraschendes, da dies im Alltag bestimmt schon unzählige Male gespürt und erlebt wurde (bei sich selbst und bei Anderen).
Umso größer ist in uns der Wunsch nach Echtheit – Authentizität nicht nur bei uns selber, sondern auch bei anderen Menschen, mit denen wir im beruflichen Alltag tagtäglich zu tun haben.
# that’s why i want it
Das unechte Handeln und Auftreten Anderer stört und verunsichert uns. Wer kann schon einen Kollegen einschätzen, der sich heute gegen die neue Software ausspricht und morgen in Anwesenheit einer anderen Personengruppe dafür argumentiert? Wer weiß, was er glauben soll, wenn der Chef im Meeting die Neuerungen vorstellt, seine verbalen Botschaften positiv und motivierend sind, sein Ton und seine Mimik das aber so gar nicht unterstreichen?
Wenn im Verhalten Anderer für uns keine Konsistenz zu erkennen ist, sowohl auf einer zeitlichen Dimension (gestern, heute, morgen) als auch innerhalb der unterschiedlichen Kommunikationsebenen (verbal, nonverbal, paralinguistisch), nimmt uns das die Sicherheit. Wir können das Gegenüber dann schlichtweg nicht einschätzen und demnach schwindet unser Vertrauen und wir gehen zunächst in eine abwartende beobachtende Rolle, um festzustellen, welches Gesicht nun „das wahre Gesicht“ ist.
Aber nicht nur das unechte Handeln Anderer sorgt dafür, dass unser Ruf nach Authentizität immer größer wird. Auch in uns selber spüren wir den Wunsch nach Klarheit. Mit dem Kollegen die Maske der Überarbeiteten aufgezogen, vor dem Chef die Verantwortungsbewusste gemimt, Zuhause dann den liebevollen Partner gegeben und bei den Freunden die Coole gespielt. Und bald wechsele ich wieder den Job und werde aufs Neue schauen, welche Erwartungen dann auf mich einströmen, um mir dann die passenden Masken anzulegen, damit ich mich gut darstellen kann und mir auch sicher sein kann, gemocht und akzeptiert zu werden…
Natürlich befinden wir uns dabei auch in einer beständigen Dynamik zwischen dem Wunsch der Abgrenzung von Anderen – dem Wunsch danach anders und einzigartig zu sein und auf der anderen Seite dem Bedürfnis, so zu sein wie Andere – dem Wunsch nach Zugehörigkeit.
In einer Zeit, in der ständig alles in Bewegung ist, Veränderung das neue Lebensmuster darstellt, ist die Sehnsucht nach einer eigenen Identität, auf die man sich zurückziehen kann, die heute immer noch die Gleiche ist wie morgen und die man Anderen authentisch zeigen kann, die Stabilität und Kontinuität gewährt, immer größer.
Lesen Sie in Teil 2, wie das authentische Auftreten basierend auf der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität gelingen kann.
Eintragen und Impluse erhalten.